Investitionen in die Solarenergie, vor allem in die Photovoltaik, weisen enorme Wachstumsraten auf. Um das Potenzial dieses Energieträgers auszuschöpfen, braucht es für Investoren neben traditionellen auch innovative Ansätze.

Die Sonne scheint mit einer beständigen Leistung von 173 000 Terawatt (TW) oder dem Gegenwert von 173 000 000 durchschnittlich grossen Kernkraftwerken. Um den jährlichen Energiehunger der Menschheit zu stillen, wären gerade einmal 60 bis 100 TW notwendig, d.h., es würde ausreichen, die Sonnenenergie auf 0,34‰ der Erdoberfläche oder auf 0,1% der Landfläche zu nutzen.

Nicht nur technisch, auch ökonomisch überzeugt dieses Potenzial. Zusammen mit der Wasserkraft ist die Solarenergie diejenige Technologie mit den tiefsten Gestehungskosten. Lange galt als Faustregel, dass sich die Gestehungskosten mit jeder Verdoppelung der global installierten Kapazitäten halbieren. Dieser Effekt lässt inzwischen nach, einerseits aufgrund technischer Grenzen, andererseits wegen der Arbeitsleistung, die bei den Installationen den grösseren Kostenfaktor ausmacht. Bei Anlagen ab einer kritischen Grösse ist die Solartechnologie jedoch in allen Fällen den konventionellen Stromerzeugungstechnologien überlegen.

Wenn die technischen und kommerziellen Aspekte der Solartechnologie für Investitionen attraktiv sind, wieso ist dann das globale Energieproblem noch nicht gelöst?

Die Herausforderungen

Global sind heute bereits fast 1,2 TW an Solarkapazität installiert. Dies entspricht rund 5% der weltweit installierten Stromerzeugungsleistung. Bis 2030 soll dieser Wert auf 7,5 TW versechsfacht werden. Dabei bestehen folgende Herausforderungen:

  • Herausforderung Netzkapazität: Eine der grössten Herausforderungen stellt das Stromnetz dar. Es ist darauf ausgelegt, aus zentral gelegenen Kraftwerken (z.B. Kohle- oder Nuklearkraftwerken) den Strom zu den Abnehmern zu transportieren. Allerdings befinden sich diese zentral gelegenen Standorte in aller Regel nicht an den sonnigsten Orten – weder aus Makrosicht (südeuropäische Länder vs. nordeuropäische Länder) noch aus Mikrosicht (Industriegebiete vs. für Sonnenenergie nutzbare freie Flächen).
  • Herausforderung Volatilität: Photovoltaikanlagen produzieren naturgemäss nur Strom, wenn die Sonne scheint. Der Bedarf an Strom richtet sich jedoch nicht nach der solaren Verfügbarkeit. Der Erfolg des Ausbaus dieser Technologie ist daher massgeblich abhängig von der Entwicklung (i) der Speichertechnologien wie z.B. Batterien, (ii) der intelligenten Nachfragesteuerung und (iii) dem Aufkommen und dem Einsatz erneuerbarer Treibstoffproduktionen (Stichwort Wasserstoff).
  • Herausforderung Flächennutzung: Auch wenn es nach wenig klingt, dass nur 0,1% der Landfläche verbaut werden müssten, so muss diese Fläche doch zugänglich sein und ans Netz angeschlossen werden. Solche freien Flächen sind jedoch begrenzt vorhanden und stehen ausserdem in Konkurrenz zu alternativen Nutzungen durch andere Akteure wie die Landwirtschaft. Nicht zu unterschätzen ist auch die öffentliche Meinung, wo als Gegenargument zur Realisierung von Solarprojekten oft die unvorteilhafte Veränderung des Landschaftsbilds vorgebracht wird.

Institutionellen Investoren und Investorinnen stellen sich zwei weitere Herausforderungen:

  • Herausforderung Wettbewerb: Dadurch, dass Flächen an sonnigen Standorten mit Netzanschluss und Zustimmung in der Bevölkerung knapp sind, erhöht sich der Preis für die Investitionen. Hinzukommt, dass Entwickler von guten Standorten einen zunehmend höheren Anteil an der Wertschöpfung abgreifen. Dies führt zu verstärktem Wettbewerb und zu geringeren Renditen für die Investoren.
  • Herausforderung Kleinteiligkeit: Die Preise für Solarpanels liegen zurzeit wieder unter CHF 200/kWp. Für eine Grossanlage ab 10 MW inkl. Wechselrichter, Unterkonstruktion und Montagearbeiten belaufen sich die Gesamtkosten auf rund CHF 550/kWp. Dabei können die oben genannten Entwicklerprämien allerdings zu signifikanten Aufschlägen führen. Bei einer Aufdachanlage sind die Kosten noch einmal beträchtlich höher: Sie können je nach Aufwand der Arbeitskraft für die Installation und weiteren Fixkosten bis zu viermal mehr betragen. Angenommen, ein durchschnittliches Hausdach benötigt eine Anlage von ca. 10 kWp, sind die Investitionskosten für den Einfamilienhausbesitzer zwar signifikant, für einen institutionellen Anleger hingegen braucht es ausserordentlich viele solcher Kleinanlagen, um die kritische Grösse eines Portfolios zu erreichen.

Ein alternativer Investitionsansatz

Die Solartechnologie ist eine ergiebige und günstige Technologie. Für institutionelle Investoren hingegen ist sie aufgrund der Entwicklerprämien paradoxerweise teuer und im Fall von Aufdachanlagen nur schwer zu skalieren. Gleichzeitig sind Dachflächen in der Regel ein Potenzial, das relativ einfach zu nutzen ist.

Aus energiewirtschaftlicher Sicht ist es nicht sinnvoll, Energie dezentral zu produzieren, in das Stromnetz einzuspeisen und bei Bedarf wieder zu beziehen. Vielmehr sollte der Eigenverbrauch optimiert und der selbst produzierte Strom auch selbst genutzt werden. Wenn möglich und sinnvoll, auch unter Einbezug von Speichern. Damit diese Form der Energieproduktion und -verwendung vermehrt genutzt wird, muss sie günstiger werden. Eine Möglichkeit können Subventionen sein, eine andere – und wesentlich bessere – Möglichkeit besteht darin, mehr Effizienz ins System zu bringen. Gefordert sind wirksamere Analysen und Bestandesaufnahmen der Dächer einerseits und mehr Standardisierung und Effizienz bei den Installationen andererseits.

Eine weitere Möglichkeit bietet der Ansatz von Otovo, einem norwegischen Clean-Tech-Unternehmen mit einer innovativen Solarplattform. Otovo ist ein digitaler Marktplatz, der Hauseigentümer mit Installateuren zusammenbringt: Ein Hauseigentümer gibt online seine Adresse, Dachbeschaffenheit, seinen Energieverbrauch und ein paar weitere Parameter ein, die Installateure ihre Preise für Solarpanels, Wechselrichter, Anfahrtskosten etc. Daraus erstellt Otovo per Knopfdruck eine automatisch generierte, verbindliche Offerte. Dieser Verkaufsablauf ist sehr effizient und senkt die Preise. Sukzessive wird die Plattform ausserdem um weitere Elemente wie Batteriespeicher, Wärmepumpen etc. ausgebaut.

Otovo hat eine Funktion eingeführt, bei der ein Hauseigentümer wählen kann, ob er die Solaranlage kaufen oder mieten möchte. Bei der Variante Mieten bezahlt er über 20 Jahre eine monatliche Gebühr, hat aber auch die Möglichkeit, die Anlage zu einem späteren Zeitpunkt zu erwerben. Entscheidet sich der Hauseigentümer fürs Mieten, erhält er ein Rundum-sorglos-Paket, d.h., Wartung, Betrieb und Instandhaltung der Anlagen sind inbegriffen.

Swiss Life Asset Managers hat von Otovo ein Portfolio mit Solaranlagen in Norwegen und Schweden erworben. De facto hat sie allerdings nicht die Anlagen, sondern die Solarmietverträge übernommen, hinter denen das Eigentum der Solarpanels steckt. Dies erlaubt eine Investition in die Photovoltaik ohne die Nachteile der Skaleneffekte und ohne das Risiko von Strompreisschwankungen. Es spielt auch keine Rolle, ob die Sonne in Skandinavien viel oder wenig scheint oder ob die spezifischen Kosten einer Anlage höher oder tiefer sind als in anderen Märkten. Aus Investitionsperspektive geht es einzig und allein um das Gegenparteienrisiko des Hauseigentümers. Sollte es zu Zahlungsausfällen kommen, besteht die Möglichkeit, die Anlage wieder abzubauen. Tatsächlich wird der Hauseigentümer aber immer den Solarstrom auf dem eigenen Dach bevorzugen, statt ihn von einem Energieversorger zu beziehen. Nicht zuletzt deshalb, weil er dadurch die Netzkosten einspart. Dieser zusätzliche Anreiz reduziert das geringe Ausfallrisiko weiter und stellt für Investoren und Investorinnen insgesamt ein sehr attraktives Risiko-Ertrags-Verhältnis dar.

Auf der Webseite von Otovo finden Sie weitere Informationen.

Im Oktober 2023 erwarb Swiss Life Asset Managers für einen von ihr verwalteten Fonds ein Portfolio mit Solarmietverträgen von Otovo ASA in Norwegen und Schweden. Die Partnerschaft mit Otovo bietet einen Zugang zum Markt für Solardächer und damit zu Möglichkeiten, die über die traditionellen Investitionen in erneuerbare Energien hinausgehen.

Swiss Life Asset Managers verfügt über einen langen Anlagehorizont in Infrastruktur und verbindet Branchenwissen mit Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit.

Weitere interessante Artikel

Bring Energy Helix Newcastle

Infrastruktur

Britische Wärmenetze ausbauen und dekarbonisieren

In einem Gespräch gibt Richard Burrell, Executive Chairman von Bring Energy, Auskunft über die Wärmenetze, die sein Unternehmen in britischen Grossstädten betreibt. Dabei liegt der Fokus auf dem Ausbau und der Entwicklung der Netze sowie auf der Dekarbonisierung der Energiequellen, die für die Wärme- und Kälteversorgung dieser Netze verwendet werden.

Mehr lesen
Smart Grid Systemlösung für erneuerbare Energien für zukünftige intelligente Städte bei Sonnenuntergang. 3d-Rendering

Infrastruktur

Sind die erneuerbaren Energien die Lösung für die Klimakrise?

Der Sektor der erneuerbaren Energien verzeichnete in den letzten 20 Jahren ein beeindruckendes Wachstum. Laut der Europäischen Umweltagentur hat sich 2022 sein Anteil am Gesamtenergieverbrauch mehr als verdoppelt: von unter 10% auf 22,5%.

Mehr lesen
The strength of infrastructure investments

Infrastruktur

Die Stärke von Infrastrukturanlagen

Globale Unsicherheiten und Turbulenzen auf den Märkten machen die Bedeutung von Infrastrukturanlagen deutlich. Eine funktionierende Infrastruktur garantiert ein reibungsloses Funktionieren der Wirtschaft, der Telekommunikation, des Gesundheits- und Transportwesens und ist für die Gesellschaft damit unentbehrlich.

Mehr lesen